Folgende Wegweiser sollte beim Umgang mit Hunden beachtet werden:

 

 

1. Behandle einen Hund so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.

 

Auch Du magst es nicht, wenn man bei Dir an den Ohren oder an den Haaren zieht, versucht, Dir in der Nase herumzubohren, auf die Zehen tritt oder Dich auch nur einfach abknutscht, wenn Dir gerade nicht danach zumute ist.
Und bitte: Schrei keinen Hund an!


Hunde können nicht reden, können nicht sagen: "Hör auf!", können sich nur mit ihren Zähnen wehren, und das kann sehr weh tun ... Weil Hunde besser riechen und besser hören als wir, sind sie sehr empfindlich, was ihre Nasen und Ohren angeht. Sie mögen es gar nicht gerne, wenn jemand Fremdes sie anfasst.


Und noch etwas:
Hunde haben ein irrsinnig gutes Gedächtnis. Ein Hund, der erst klein und putzig ist, hat später als große Dogge oder Bernhardiner nicht vergessen, wer ihn als Hundebaby mal geärgert hat.

 

2. Ein Hund kann noch so lieb aussehen - geh nicht (ohne zu fragen) zu ihm hin.

 

Wenn ein Hund will, wird er schon von selbst zu Dir kommen.
Viele Hunde lieben Kinder, weil man so gut mit ihnen spielen kann.
 

Aber:
Woher soll der Hund wissen, dass ausgerechnet Du es gut mit ihm meinst ?
Vielleicht ist gerade dieser Hund von einem Kind mit blauer Hose und langen
Haaren schlecht behandelt worden, und nun meint er, alle Kinder, die so aussehen, sind nun mal mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Vielleicht hat auch Nachbars Peterle (der sieht beinahe so aussieht wie Du) mit Steinen nach ihm geworfen. Woher soll er wissen, dass Du das nicht tust?
Oder die kleine Karin von gegenüber (sie ist genauso groß wie Du) hat ihn erst gestern so böse am Schwanz gezogen.
Das hat ihm sehr weh getan - woher soll er wissen, dass Du ihn nicht am Schwanz ziehen willst?
Man kann nie wissen, welche Erfahrungen ein Hund schon gemacht hat.
Also besser:


Nie zu ihm hingehen
(ohne sein Frauchen oder Herrchen zu fragen, wenn sie gerade dabei sind).


Und außerdem:

Wenn ein Hund auf seinem Platz in der Wohnung oder in seiner Hütte liegt - dann will er meist in Ruhe gelassen werden.


Das Lager des Hundes ist sein Reich - störe ihn dort nicht.

 

3. Vermeide alles, was ein Hund als Bedrohung auffassen könnte.

 

Zunächst etwas Grundsätzliches:
Der Hund betrachtet uns Menschen als eine Art "Superhund". Wir sind zwar ein wenig anders als er, aber wir leben mit ihm zusammen - also müssen wir etwas Ähnliches sein.
Jeder Hund ist glücklich, wenn er in einer (hoffentlich vom Menschen bestimmten) Rangordnung leben darf und seinen bestimmten Platz hat.
Die Besseren und Stärkeren sind über ihm, die Schwächeren oder Schlechteren
rangieren eben weiter unten und müssen ihm gehorchen. Wenn wir jetzt grundlos einen Hund bedrohen, stellen wir seine geliebte Rangordnung in Frage.
Und die gilt es zu verteidigen! Es gibt für ihn nur zwei Möglichkeiten:
Entweder er kneift und wartet auf eine günstigere Gelegenheit, um es dem
"unverschämten Menschenhund" zu zeigen.
Oder - was wahrscheinlicher ist - er kämpft! Und wie. Ein richtig wütender Hund ist kaum zu bremsen. Und wir sehen bei so einem Kampf nicht sehr gut aus.
Abgesehen von der Schnelligkeit eines Hundes; schau Dir seine Zähne an und dann Deine eigenen.
Wir Menschen sind dem Hund durch unsere Klugheit überlegen -
aber die hilft in so einem Kampf herzlich wenig.
Also besser: Einen Hund nicht herausfordern! Drohgebärden unterlassen!

 

4. Schau einem Hund nicht starr in die Augen

    

Schau auf die Ohrenspitzen, auf seine Schnauze oder schau sonst wo hin - nur nicht direkt in die Augen.
Wenn sich zwei fremde Hunde begegnen, so versuchen sie, sich zuerst über
ihre Stellung in der für sie so wichtigen Rangordnung zu einigen. Dazu gibt es verschiedene Mittel. Das "Sich-in-die-Augen-Gucken" ist ein ganz wichtiges Mittel. Die beiden Hunde starren sich in die Augen, einer dreht den Kopf weg,
der andere ist zufrieden, und beide sind glücklich, dass sie nicht kämpfen müssen.


So einfach ist das.
Kann sich keiner entschließen, wegzugehen - nun, dann muss eben gekämpft werden, um den Rang zu behaupten (siehe auch 3. Regel). Und mit jedem gewonnenen Kampf steigt ein bisschen das Ansehen, man klettert in der Rangfolge. Wie schon gesagt: Wir sehen in einem Hundekampf nicht eben gut aus.
Besser, wir signalisieren dem Hund: "Wir sind so gut, wir haben es gar nicht nötig, das unter Beweis zu stellen" und ...
... sehen dem Hund nicht direkt in die Augen!

 

5. Komm nicht in die Schwanznähe, versuche nicht, daran zu ziehen, und tritt nicht darauf.

 

Es ist für uns nicht ganz so einfach zu begreifen, was der Schwanz dem Hund bedeutet, weil wir so etwas nicht haben.
Klar ist nur, dass der Schwanz für den Hund unter anderem ein
wichtiges Ausdrucksmittel ist. So wie wir unsere Sprache mit den Händen unterstreichen, ergänzt der Hund seine "Sprache" mit dem Schwanz.
Normalerweise wird dieses mehr oder weniger lange, gerade oder geringelte Körperteil leicht hin und her wedelnd durch die Gegend getragen.
Wird der Schwanz jedoch zwischen die Beine geklemmt, ist besondere Vorsicht Platze. So zeigt der Hund nämlich, er Angst hat, und ängstliche Hunde schnappen schnell nach allem, was sich vor Ihrer Nase bewegt.
Das gleiche gilt für den Fall, dass der Hund den Schwanz wie ein Verkehrszeichen steil und hoch oder nach hinten streckt.
Das bedeutet: "Achtung - ich bin gerade furchtbar böse. Wenn ich nicht in Ruhe gelassen werde, werde ich mit meinen Zähnen für Ordnung sorgen." Beinahe unnötig zu sagen, dass so gut wie jeder Hund unglaublich stolz auf sein prachtvolles Ende ist, es gar nicht gerne hat, wenn man danach greift (man könnte ihm ja etwas tun), und es notfalls verteidigt. Also:

 

Hände weg vom Schwanz!

 

6. Störe keinen Hund beim Fressen. Versuche unter gar keinen Umständen, ihm sein Futter wegzunehmen.

 

Fressen ist für jeden Hund etwas ungeheuer Wichtiges.
Er ist durchaus in der Lage, zu Hause den Kühlschrank zu leeren, anschließend in der Nachbarschaft zu betteln, um dann - wenn er bestimmt nichts mehr herunterbringt - die Reste für Notzeiten im Tulpenbeet zu vergraben oder unter dem Sofa zu verstecken. Schon als kleines Baby lernt unser "Bello", sich mehr oder weniger um das Futter zu streiten. Ein sehr gescheiter Mensch, der Forscher Eberhard Trumler, hat das genau beobachtet und schreibt es so:
"Untereinander raufen die Welpen (so nennt man Hundebabys) schon sehr nachdrücklich um die besten Stücke, und man kann die sehr ausgeprägten Verhaltensweisen der Abwehr mit Fellsträuben, Knurren, Abwehrschnappen und anderes mehr beobachten."
(Aus E. Trumler, "Hunde ernst genommen")
Auch als erwachsener Hund wird "Bello" sehr nachdrücklich sein gutes Recht auf das heiß begehrte Futter behaupten. Etwas wegnehmen darf ihm nur der alleroberste Häuptling. Der hat aber seinen vierbeinigen Freund meist so gerne,
dass ihm so etwas Gemeines nur im alleräußersten Notfall zumuten würde.
Jede Störung beim Fressen betrachtet der Hund als Angriff auf sein Recht auf
Futter, und das darf er einfach nicht hinnehmen.
Er wird sein Futter verteidigen - und das mit allen Mitteln. Wieder einmal: Wir sehen bei einem Streit mit dem Hund nicht so gut aus. Außerdem - so doll ist Hundefutter nun gerade auch nicht.
Also: Finger weg vom Futternapf!

 

7. Wenn Du mit einem Hund spielst, achte darauf, den Zähnen nicht zu nahe zu kommen.

 

Hunde spielen schrecklich gerne.
Sogar alt und grau gewordene Hundeopas und -omas werden scheinbar wieder jung, wenn es gilt, einem Stöckchen oder Bällchen hinterherzulaufen.
Es gibt für Hunde nichts Schöneres, als etwas zu fangen oder zu verjagen,
es dann festzuhalten, darum spielerisch zu kämpfen, um es zu verteidigen.
Dabei kann es leicht passieren, dass das Tier im Eifer einmal mit den Zähnen
daneben schnappt. Das ist zwar nicht böse gemeint, tut aber ganz schön weh!
Vielleicht hat der Hund als Baby auch nicht gelernt, wie fest man den
"Menschenhund" denn überhaupt anpacken darf.
Deshalb ist es auch wichtig, dass der kleine Welpe mal in die große Zehe oder die Hand kneifen kann - aber nicht vergessen, rechtzeitig und laut "aua" zu brüllen. Sonst beißt der erwachsene Bello einmal fester zu, als er selbst es will, und ist nachher traurig, dass das schöne Spiel so schnell vorbei war.
Grundsätzlich ist es beim Spielen sicherer und besser,
... den Zähnen nicht zu nahe zu kommen.

 

8. Versuche nie, raufende Hunde zu trennen.

 

Viele Hunde spielen auch gerne mit anderen Hunden. Dabei kann es ihnen so gehen, wie es manchmal auch Euch geht: Plötzlich wird aus dem Spiel Ernst. Ein Wort gibt das andere - und schon ist eine handfeste Rauferei im Gange.


Außerdem hast Du inzwischen schon gelernt, dass es noch einige andere
Gründe gibt, warum Hunde kämpfen:
... wenn es um die Rangordnung geht,
... wenn es um das Futter geht,
... wenn sich der Hund verteidigen muss.
Ein kämpfender Hund konzentriert sich nur auf seinen Gegner. Das heißt:
Er hört nicht mehr und lässt sich nicht ablenken.
Er ist im Kampf blind, taub und gefühllos. Darum merkt er nicht, wenn er in eine Hand beißt, die ihm helfen will. Darum kannst Du nur eines tun: Hole zwei Erwachsene zu Hilfe. Auch die "Großen" müssen vorsichtig sein, wenn Hunde kämpfen. Einer allein darf nie versuchen, zwei vierbeinige Raufbolde zu trennen.
Darum gilt für Dich:
Auch wenn sich so ein Hundekampf ziemlich schlimm anhört und böse aussieht - nie dazwischengehen. Bleib außer Reichweite. Hol Hilfe.

 

9. Egal, ob Du Angst hast oder nicht. Laufe nie - unter gar keinen Umständen - vor einem Hund davon.

 

Erstens ist der Hund sowieso schneller. Es gibt Hunde, die können ein schnelles Fahrrad oder ein Mofa überholen.


Zweitens hat jeder Hund einen Hetz- oder Jagdinstinkt. Dafür kann er nichts. Das ist etwas, das in jedem Hundetier drinsteckt. Wenn sich jemand - oder etwas - schnell von ihm entfernt, dann muss er einfach hinterher, so schnell es geht, um es oder ihn festzuhalten. Schon schlechter, wenn Du das zufällig bist.
Zwar geben sich viele Frauchen und Herrchen Mühe, Vierbeiner beizubringen, dass er keinem hinterher läuft. Es kann aber immer wieder vorkommen, dass die Natur mit ihm durchgeht. Dann sieht es so aus, als sei alles umsonst gewesen, und es heißt: Der schlimme Wauwau ist unterwegs.
Da hilft es übrigens auch nicht, auf eine Bank, einen Tisch oder sonst etwas zu klettern. Wo Du hinkommst, kann der Hund meist auch hin. Sie können nämlich nicht nur sehr gut laufen, sondern meist auch erstaunlich gut springen und klettern.
Also: Nie - unter gar keinen Umständen - Vor einem Hund davonlaufen!

 

10. Du hast zwei Hände. Der Hund hat nur seine Zähne, um etwas festzuhalten.

 

Wenn ein Hund nach Dir greift, halte still. Es mag noch so blöd klingen. Trotzdem:
Nicht bewegen - stillhalten.
Wenn ein Hund versucht, Dich festzuhalten, hat er mit Sicherheit Gründe dafür.
• Möglicherweise hat er Angst und will Deine Hand festhalten, damit sie ihm nichts tut,
• oder er will verhindern, dass Du ihm davonläufst,
• vielleicht hast Du ihn geärgert, ohne es selbst zu wissen, und nun will er Dir zeigen, wer der Stärkere ist,
• oder er wollte einfach nur mit Dir spielen und weiß nicht so recht, wie man so etwas macht, und denkt nicht daran, dass Deine Haut so dünn ist.
Die meisten Hunde wollen gar nicht beißen, sondern nur festhalten. Das piekst zwar mehr oder weniger stark, gibt vielleicht auch mal kleine Löcher, ist aber meist gar nicht schlimm, wenn man still hält.
Schau Dir mal so ein Hundegebiß an. Alle größeren Zähne zeigen nach innen.
Klar, wenn man da versucht, etwas herauszuziehen, bleibt man hängen, und das gibt dann schon größere Löcher. Widerstand reizt den Hund nur weiter. Etwas, das sich nicht bewegt, ist für Hunde uninteressant.
Also: Nicht bewegen - stillhalten!

 

11. Wenn Du mit einem Hund spielst, achte

 

...auch wenn's schwerfällt.
Hunde sind phantastische Spielkameraden. Dabei kann es aber vorkommen,
dass sie vor lauter Spielen vergessen, dass das Fell von den "Menschenhunden"
dünner ist als das eigene. Oder sie wollen es einfach nicht loslassen (wie das Deinem großen Bruder, Deiner Schwester oder Deinem Freund auch manchmal so einfällt).
Wie gut, wenn man dann jemanden zu Hilfe rufen kann. Erwachsene sind nun mal größer und meist kräftiger als Kinder. Das bedeutet auch für den Hund ganz automatisch, dass sie auch ein bisschen mehr zu sagen haben.
Hunde sind in ihrer Art "gescheite" Tiere. Sie "denken" aber anders als wir.
Darum verstehen sie auch unsere Sprache nicht. Das führt gelegentlich zu Unstimmigkeiten. Denk daran. Bei einem Streit mit einem Hund kann ein Erwachsener zu Deinen Gunsten entscheiden. Wenn Erwachsene im Zusammenhang mit einem Hund etwas verbieten, muss das unbedingt befolgt werden. Die sagen das nicht, um Dich zu ärgern, sondern aus Sorge um Dich.
Also: Nur mit dem Hund spielen, wenn ein Erwachsener dabei ist.

 

12. Kein Hund ist wie der andere

 

... nicht mal, wenn's Zwillinge sind.
Fritz und Franz sind Zwillinge. Das heißt, sie sind nicht nur Brüder, sondern auch auf den Tag genau gleich alt. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich.
Trotzdem kann man mit dem Fritz ganz toll spielen. Mit dem Franz gibt's aber immer Streit. So verschieden sind die beiden.
Das ist bei Hunden ganz genauso. Ein Dackel ist freundlich ein anderer knurrt.
Kurz gesagt: Zwei Hunde, die gleich aussehen, können ganz verschieden sein.
Darum musst Du jeden Hund neu kennen lernen.
Zeigt Dir der Hund, dass ihm Deine Bekanntschaft nicht angenehm ist - lass ihn.
Versuche nie, ihn trotzdem zu streicheln oder gar zu umarmen. Du weißt ja nicht, ob er nicht schon schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht hat (siehe auch 2. Regel).
Aber keine Angst: In den meisten Fällen sind Hunde freundlich, wenn Du nett zu ihnen bist. Schlecht ist nur, wenn Du gerade dem einen begegnest, der nicht so freundlich ist.
Darum denk daran:
Kein Hund ist wie der andere. Bei jedem Hund musst
Du erst herausfinden, ob er Dich mag.