Kasseler Projekt inklusiver Unterricht Sprache (KaPiUS)

 

 

Kasseler Projekt inklusiver Unterricht Sprache

KaPiUS

 

 

„Kasseler Projekt inklusiver Unterricht Sprache“ der Wilhelm-Lückert-Schule, Schule mit den Förderschwerpunkten Sprachheilförderung, Hören und Sehen

 

 Anlass des Projektes

Entwicklungsstörungen im Bereich Sprache sind zu den häufigsten Entwicklungsrisiken im Kindesalter zu zählen. Statistisch ist sogar nachweisbar, dass die Zahlen der Kinder mit Sprachauffälligkeiten und Sprachbeeinträchtigungen im Kindesalter zunehmen. (vgl. Holler-Zittlau, 2006)

 

Demgemäß werden auch mehr Kinder mit Störungen in der Sprachentwicklung, auch ohne Feststellung eines Anspruchs auf sonderpädagogische Förderung, in die Grundschule eingeschult. Daher gilt es ein ganz besonderes Augenmerk auf diese Schülergruppe zu haben und Maßnahmen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse dieser Klientel abgestimmt sind.

Kinder mit Störungen in der Sprachentwicklung können in ihrem schulischen und sozialen Lernen beeinträchtigt sein, weil die Sprachentwicklung eng verzahnt ist mit der kognitiven, emotionalen, motorischen und sozialen Entwicklung. Zudem können die Kinder neben den Primärsymptomen des gestörten Spracherwerbs auch Sekundärstörungen entwickeln, was erhebliche Auswirkungen auf deren Schulkarrieren haben kann.

 

Daraus resultiert die Notwendigkeit einer noch intensiveren Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Förderschulsystemen, um im Zuge der Inklusion geeignete Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln und präventive Maßnahmen im allgemeinen Schulsystem zu verankern.

 

Die „Verordnung über Unterricht, Erziehung und sonderpädagogische Förderung von Schülern mit Beeinträchtigungen und Behinderungen“ (VOSB) dient als rechtliche Grundlage. Das Projekt soll die teilnehmenden Schulen bei der Umsetzung der in §2 („Vorbeugende Maßnahmen als Aufgabe der allgemeinen Schule“) festgelegten Aufgaben unterstützen (vgl. Hessisches Kultusministerium, 2012) sowie dazu dienen, deren eigenes Profil zur Unterrichtung sprachauffälliger Schüler zu entwickeln.

 

Ziele des Projektes

Im Rahmen einer inklusiven Beschulung von Schülern mit sprachlich heterogenen Lernausgangslangen gilt es Lernbarrieren im Bereich der Sprache und Kommunikation zu berücksichtigen, sodass alle Schüler erfolgreich am Unterricht teilnehmen können.

 

Das KaPiUS-Projekt ist ein vorwiegend präventives Beschulungs- und Förderkonzept, das nicht nur Kinder mit sprachlichen Auffälligkeiten des Jahrgangs 1 im Blick hat, sondern es soll auch die Funktion haben, alle Kinder der Klasse in ihren sprachlichen Kompetenzen zu stärken. Dabei gilt herauszuarbeiten, was in diesem Kontext für Grundschulen tatsächlich leistbar ist und welche einzelnen Aspekte problemlos auf andere Grundschulen übertragen werden können. Dabei geht es darum, die Profession Grundschule und Förderschule zusammenzuführen und deren jeweilige Kompetenzen im Interesse der betroffenen Schüler zu nutzen. Idealerweise sollen bestehende Konzepte der Grundschule angepasst bzw. integriert werden.

Daraus lassen sich folgende Leitaspekte ableiten:

  • Entwicklung von geeigneten Unterstützungsmaßnahmen für Lehrkräfte der Grundschule zur schnelleren Erfassung und Einleitung von Fördermaßnahmen für sprachlich auffällige und beeinträchtigte Kinder (besonders im Unterrichtsfach Deutsch)

  • Erweiterung der Kompetenzen bezogen auf den Förderschwerpunkt Sprachheilförderung zur Vertiefung des Wissens im Kollegium über sprachliche Beeinträchtigungen und deren Folgen

  • Implementierung sprachheilpädagogischer Maßnahmen in der Grundschularbeit, um eine nachhaltige Unterstützung und Förderung zu gewährleisten (Unterrichtsentwicklung/Schulprogrammarbeit)

  • Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen zur häuslichen Förderung durch Eltern

 

Demgemäß liegt der Fokus auf einer systembezogenen Unterstützung, um langfristig schülerbezogen positiv wirken zu können.

 

Im Rahmen der Vorklassenarbeit liegt der Fokus auf der Entwicklung und Sicherung der Vorläuferkompetenzen im Schriftspracherwerb (Phonologische Bewusstheit) sowie der eng daran gekoppelten Wortschatzförderung. Die Arbeit in den 1. Klassen führt diesen Schwerpunkt im Rahmen des Deutschunterrichts fort. Dabei sollen vor allem bestehende Konzepte der Schule idealerweise angepasst bzw. integriert werden.

  

Organisation des Projektes

 

Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung wird der teilnehmenden Schule eine zusätzliche personelle Ressource in Form einer sprachheilpädagogischen Lehrkraft bereitgestellt. Im Rahmen eines vorher festgelegten Stundenkontingents begleitet diese die Projektschule durch Beratungsangebote, Unterrichtsbegleitungen, Teilnahme an Konferenzen und Elternarbeit bei der Projektentwicklung. Zudem besteht die Möglichkeit an der Wilhelm-Lückert-Schule zu hospitieren.

 

An der Projektschule wird eine Fortbildung zum Thema „Elemente und Grundlagen sprachheilpädagogischer Förderung im Unterricht“ durchgeführt. Zudem gibt es eine Veranstaltung zum Thema „Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung“.

 

Bisherige Projektschulen:

 

  • Schule Am Lindenberg

  • Valentin-Traudt-Schule

  • Schule Brückenhof-Nordshausen

  • Schule Am Wall

  • Schule Schenkelsberg

  • Grundschule Waldau

 Literaturangabe

 

Holler-Zittlau, I. (2006). Folgeerhebung (2005): Sprachliche Kompetenzen der im Jahre 2003 als sprachauffällig diagnostizierten Kinder. Wiesbaden: Hessisches Sozialministerium.

 

 

 

Hessisches Kultusministerium. (2012). Verordnung über Unterricht, Erziehung und sonderpädagogische Förderung von Schülern mit Beeinträchtigungen und Behinderungen (15.5.2012). Wiesbaden.

 

Schmitt, 25.07.2018